Migrationshintergründe:
In den meisten Fällen stammen Eltern oder Großeltern aus Deutschland. Hintergründe für die Einwanderung sind in erster Linie die wirtschaftliche Ausweglosigkeit in der Heimat, das "sich als Deutscher fühlen", bzw. der aufgrund der Abstammung bestehenden Möglichkeiten.
Soziales Klima zwischen Einheimischen und Zuwanderern:
Das soziale Klima ist überwiegend geprägt durch die logische wechselseitige Fremdheit. Immer wo ein besseres Kennenlernen durch äußere Umstände erzeugt wird, vermindert sich dieser Effekt. Nur die Differenz ist am Anfang größer als bei Einheimischen unter sich. Die hohe Arbeitslosigkeit bei jugendlichen Zuwanderern und die damit verbundene hohe Kriminalitätsrate ist aus unserer Sicht die eigentlich wichtigere Problematik für die Zukunft. Erschwert wird diese Situation durch das häufig anzutreffende geringe Verständnis und Interesse der Eltern für die Notwendigkeit einer Integration. Die Jugendlichen sind häufig zwischen der Tradition im Elternhaus und den Freiheiten in unserer Gesellschaft hin- und hergerissen.
Entstehung der Initiative:
Durch den hohen Anteil der deutschen Zuwanderer aus Russland an der Gesamtmitarbeiterzahl des Unternehmens und der für die Dienstleistung ausgeprägten Fähigkeiten dieser Volksgruppe, geriet das Defizit der fehlenden Sprachsicherheit immer mehr in den Fokus. Zwischen Dezember 2000 und Juni 2001 führte diese Situation zu intensiven Diskussionen in der Geschäftsführung. Mangels sinnvoller Alternativen wurde im Juli 2001 beschlossen, dieses Problem mit einem eigenen Projekt zu lösen. Dieses Projekt ist nur die logische Folge aus dem Verhalten der Inhaberfamilie Hinsenhofen, welches sie bereits an vielen Stellen dieser Volksgruppe gegenüber in den vergangenen Jahren gezeigt hat. Im Oktober wurde mit der Volkshochschule Diepholz das erste Gespräch hinsichtlich der Rahmenbedingungen geführt.
Ziel der Maßnahme:
Einreißen von Kommunikationshürden durch Sprachsicherheit als Voraussetzung für eine Integration. Sicherstellung einer langfristigen Beschäftigung als Basis für zukünftiges Wohlergehen und gedeihliches Miteinander mit den Einheimischen.
Umsetzung der Initiative:
Von Oktober bis Dezember 2001 wurden die Voraussetzungen für die Implementierung geschaffen. Hier wurde das inhaltliche Konzept des Unterrichts festgelegt. Im Januar 2002 fanden die Einstufungstests (Gruppentest und Einzelgespräch) mit den identifizierten Kandidaten statt. Danach wurden je nach zeitlicher Verfügbarkeit, Wohnort und Ergebnis des Einstufungstest die Zuwanderer einem der vier firmeneigenen Sprachkurse in Diepholz, Barnstorf, Sulingen oder Lemförde zugeordnet. Zweimal wöchentlich wurden jeweils zwei Stunden Sprachunterricht gegeben. Soweit erforderlich wurden die Mitarbeiter für den Zeitraum des Unterrichts von der Arbeit freigestellt. Die gesamte Maßnahme begann im Februar 2002 und endete im Oktober 2004. Im Durchschnitt hat jeder betroffene Mitarbeiter etwa 400 Stunden Sprachunterricht erhalten.
Kosten der Maßnahme:
Die Gesamtkosten beliefen sich auf nur etwa € 28.000.
Dies konnte einerseits durch sehr hohe Eigenleistungen der beteiligten Mitarbeiter und der Geschäftsführung im Vorfeld der Maßnahme, und andererseits durch das Entgegenkommen der VHS ermöglicht werden. Aus Gründen der administrativen Belastung für die Beantragung einer möglichen Förderung wurden alle Kosten vom Unternehmen getragen.
Annahme des Projektes durch die Zielgruppe:
Durch persönliche Gespräche und vorbereitenden Schriftverkehr ist es im ersten Schritt gelungen, etwa die Hälfte der analysierten Kandidaten zur Teilnahme zu bewegen. Nach und nach gelang es nahezu alle Personen in die Kurse zu bringen. Fehlendes Verständnis in den Familien der Kandidaten sowie persönliche Probleme wie z. B. alleinerziehende Mutter oder kein Fahrzeug waren die Hindernisse, die es zu überwinden galt.
Wirkung:
Bereits die vorbereitenden Kontakte haben das Vertrauen der Zuwanderer in das Projekt und die handelnden Personen erheblich gestärkt. Einheimische und Zuwanderer arbeiten in gemischten Gruppen und es ist vermehrt feststellbar, dass das gegenseitige Verständnis deutlich wächst. Man begegnet sich auch privat in der Öffentlichkeit offener.
Die Allgemeinheit profitiert, indem durch beiderseitigen Respekt und Toleranz ein menschlicheres Zusammenleben möglich wird. Oder: weniger Unverständnis, Hass, Arbeitslosigkeit und Kriminalität.
Kontinuität im Engagement:
Die Geschichte eines Zuwanderers in unserem Unternehmen, der 1995 als Hilfsarbeiter ins Unternehmen kam und mittlerweile als Bereichsleiter eine fast beispiellose Karriere gemacht hat, ist eine der besten Vorbilder für alle Zuwanderer. Gegen die Problematik der Jugendarbeitslosigkeit bieten wir allen Kindern unserer Mitarbeiter einen Ausbildungsplatz in unserem Unternehmen an. Darüber hinaus erhalten weiterhin neue Mitarbeiter dieser Volksgruppe bei Bedarf kostenlosen Sprachunterricht.
Fazit:
Es ist gelungen, das Vertrauen der Betroffenen in ihr neues Umfeld wesentlich zu festigen.
Darüber hinaus ist vielen heute klar, dass langfristig keine Existenzbasis ohne deutsche Sprachkenntnisse zu erreichen ist. Mittlerweile ist die Familie Hinsenhofen für viele Zuwanderer erster Ratgeber für soziale, gesellschaftliche und finanzielle Probleme geworden.Branche: | 74 - Erbringung v. Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen 93 - Erbringung v. sonstigen Dienstleistungen | |
Beschäftigte: | 500 - 1000 | |
Umsatz: | 1 Mio - 5 Mio |